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Studie: COVID-Auswirkungen auf informellen Sektor

Action Aid veröffentlicht einen zweiten Bericht zur Situation von informellen Arbeiter:innen. Die Untersuchung fand zum Ende des Lockdowns statt. Während der Corona-Lockerungen wurde das Ausmaß der Zunahme der ohnehin angespannten Wirtschaft deutlich. Die Arbeitslosenzahlen erholen sich besonders im ländlichen Raum langsamer als gedacht, Löhne sinken sowohl im informellen wie im formellen Sektor. Mehr als 40 Prozent der bereits in der ersten Untersuchung Befragten sind nach vier Monaten noch immer arbeitslos. Diejenigen, die beschäftigt sind, arbeiten entweder weniger Stunden oder haben Gelegenheitsjobs. Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeit und Mindestlohn sind bei Gelegenheitsjobs schlechter. Die meisten der Befragten erhalten weniger als umgerechnet 58 EUR/Monat, nur 8 Prozent erhalten mehr als 115 EUR/Monat. Die schlechter bezahlten Jobs, werden mehrheitlich von Frauen durchgeführt.
Bei diesen Löhnen, die kaum dem Existenzminimum entsprechen, sind die Menschen gezwungen, ihren Konsum zu reduzieren und an ihr Erspartes zu gehen. Viele nehmen Kredite auf, um das nötigste wie Nahrung und Gesundheit bezahlen zu können.
Der Zugang zu unterstützenden Programmen ist von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. In südlichen und östlichen Teilen Indiens funktionieren die Hilfsangebote besser als im Norden und in Zentralindien. In Andhra Pradesh, Odisha, Westbengalen und Assam können 87 Prozent der Befragten von den Programmen profitieren, in Manipur, Delhi, Rajasthan und Punjab sind es hingegen weniger als 55 Prozent. Generell haben Migrant:innen schlechteren Zugang zu den Programmen als Autochthone. Die Programme werden darüber hinaus im ländlichen Raum besser umgesetzt als im städtischen. Das zeigt auf, dass eine inklusive und zugängliche Infrastruktur sozialer Sicherheit in Städten fehlt.
Von öffentlichen Programmen ausgeschlossen bleibt vielen nicht mehr, als sich bei privaten Geldverleihern zu verschulden. Verschiedene Berichte zeigen, dass Kinderarbeit rapide zunimmt. Viele Wanderarbeiter:innen gehen zurück in die Städte, um dort für weniger Lohn als vorher zu arbeiten und unter noch ärmeren Bedingungen zu leben. Gerade informelle Arbeiter:innen hat die Krise um Jahrzehnte zurückgeworfen, und bedroht Generationen mit einem Leben voll Armut und Entbehrung. Die Aussichten auf Erholung und sozioökonomische Mobilität für diese Bevölkerungsgruppen sind aufgrund ihres niedrigen Bildungsniveaus und vieler struktureller Barrieren sehr gering.
Deshalb müssen politische Entscheidungsträger:innen Schutz für die am stärksten betroffenen informellen Arbeiter:innen bieten und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Einkommen durch Sozialhilfeprogramme und öffentliche Beschäftigungsprogramme sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum zu verbessern.
Trotz der krassen Auswirkungen von Pandemie und Wirtschaftskrise auf den informellen Sektor, standen kaum Daten zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund bemühte sich Action Aid durch die Untersuchung, diese Lücke zu schließen und zu einer besseren Datenbasis für Interventionen von Politik und Zivilgesellschaft beizutragen.

Link zur Studie:

Workers-in-the-time-of-Covid-19_Survey-Round-II-V8-29-Oct-20.pdf (actionaidindia.org)