In einer spannenden Sonderfolge des Podcasts The India Briefing spricht die Nobelpreisträgerin und Entwicklungsökonomin Esther Duflo mit Mukulika Banerjee und Pragya Tiwari über zwei Jahrzehnte evidenzbasierte Politik in Indien. Als Mitbegründerin des J-PAL-Forschungszentrums blickt Duflo auf hunderte Feldstudien zurück, die zeigen, wie sogenannte „randomisierte kontrollierte Studien“ dazu beitragen können, komplexe soziale Probleme in konkretes politisches Handeln zu übersetzen. Beispiele gehen von innovativen Programmen in Tamil Nadu bis zu Bargeldtransfers für marginalisierte Haushalte. Duflos zentrales Anliegen ist, dass der Kampf gegen Armut kann nur wirksam sein, wenn er auf belastbaren Daten und einem Verständnis für die Lebensrealitäten der Betroffenen basiert und eben nicht auf ideologischen Annahmen.
Duflo kritisiert gängige Vorurteile gegenüber armutsbetroffenen Menschen, etwa die Annahme, sie würden Bildung nicht wertschätzen, und erklärt, wie strukturelle Benachteiligung im Bildungssystem beginnt. Besonders eindrücklich ist ihre Beschreibung des Wandels der Ökonom*innenrolle, weg vom Entwerfen idealtypischer Modelle hin zum „Reparieren politischer Infrastruktur“. Auch aktuelle Herausforderungen wie geschlechtsspezifische Erwerbsunterschiede, die sozialen Dimensionen des Klimawandels oder die Zukunft des indischen Sozialstaats werden thematisiert. Die Folge zeigt: Eine gerechtere Zukunft für Indien braucht weniger große Versprechen, und mehr ehrliche, empirisch fundierte Antworten.
Hört hier rein: https://open.spotify.com/episode/45Jk4afhLohErMaL9prMf1