Die indische Regierung hat im April eine tiefgreifende Reform des Waqf-Gesetzes verabschiedet. Eine Maßnahme, die in muslimischen Community und unter Oppositionsparteien auf scharfe Kritik stößt. Waqf-Immobilien sind vergleichbar mit religiösen Stiftungen, die nicht verkauft werden dürfen und Muslim*innen gemeinnützig für Moscheen, Schulen, Friedhöfe oder Waisenhäuser zur Verfügung stellen. Der Bestand dieser Einrichtungen, die nicht verkauft oder umgenutzt werden dürfen, ist besonders für Indiens rund 200 Millionen Muslim*innen von zentraler Bedeutung. Bislang wurden diese Stiftungen von Landesgremien verwaltet, die aus Vertreter*innen muslimischer Institutionen und der lokalen Politik bestehen.
Zukünftig müssen alle Waqf-Ansprüche durch gültige Dokumente belegt werden, ein erheblicher Bruch mit der bisherigen Praxis, nach der auch mündlich verabredete Spenden oder traditionelle Nutzungen als legitim galten. Besonders brisant ist hierbei, dass bei Streitfällen, etwa mit staatlichen Eigentumsansprüchen, die Regierung das letzte Wort haben soll. Auch die Besetzung der Waqf-Gremien wird sich ändern, künftig dürfen auch Nicht-Muslim*innen berufen werden, ebenso ist eine gerichtliche Überprüfung der Entscheidungen der Waqf-Tribunale vorgesehen. Während die Regierung von Modernisierung spricht, warnen Kritiker*innen vor einer schleichenden Enteignung religiöser Räume unter staatlicher Kontrolle. Das zentrale Register für alle Waqf-Immobilien, das innerhalb von sechs Monaten eingeführt werden soll, sehen viele als Instrument zur Überwachung statt zum Schutz.
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