Nach Jahrzehnten bewaffneten Konflikts und politischer Umbrüche war die Einführung des föderalen Regierungssystems in Nepal ein Hoffnungsschimmer. Besonders das in der Verfassung von 2015 verankerte Quotensystem sollte marginalisierten Gruppen, z.B. Frauen und Dalits, erstmals echte politische Repräsentation auf lokaler Ebene ermöglichen. Tatsächlich hat diese Regelung das Selbstbewusstsein zahlreicher Kandidat*innen gestärkt und sie befähigt, die Anliegen ihrer Gemeinden in demokratische Prozesse einzubringen. Allein die sichtbare Präsenz von Minderheiten in kommunalen Machtpositionen wirkt inspirierend und eröffnet neue Wege für lokale Teilhabe und Entscheidungsfindung.
Doch eine Studie auf Basis von Interviews und Feldforschung zeigt, dass der Fortschritt fragil ist. Patriarchale und kastische Denkmuster, fehlende institutionelle Unterstützung und die Zurückhaltung politischer Parteien erschweren eine echte Partizipation marginalisierter Gruppen. Frauen und Dalits verfügen oft nicht über das Bildungs-, Finanz- und Beziehungskapital, das höheren Kasten zugutekommen, und stoßen auf tief verwurzelte Vorurteile. Häufig führt dies zu rein symbolischer Repräsentation, während echte Mitbestimmung und strukturelle Inklusion ausbleiben. Manche Parteien nutzen Allianzen sogar gezielt, um diese neuen Stimmen wieder auszugrenzen. Die Studie kommt daher zum Schluss, dass es langfristig mehr braucht als Quoten: Nur wenn Bildung, Bewusstsein für demokratische Prozesse und die aktive Bekämpfung sozialer Barrieren zusammenspielen, kann aus symbolischer Vertretung echte Teilhabe entstehen.
Hier geht’s zur gesamten Studie (Zusammenfassung ab S. 29): https://socialchange.org.np/wp-content/uploads/2025/06/Counting-Heads-UTF-1.pdf