Während indische Unternehmen auf ihren Webseiten oft stolz von Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion sprechen, bleibt ein zentrales Thema auffallend unerwähnt: Kastenzugehörigkeit. Begriffe wie „Geschlecht“, „ethnische Zugehörigkeit“ und „körperliche Fähigkeiten“ finden sich häufig, doch die soziale Realität der Kastenzugehörigkeit, die das Leben von Hunderten Millionen Menschen beeinflusst, wird oft verschwiegen. Dabei gibt es gute Gründe, dieses Thema zu adressieren.
Laut eines Berichts des World Inequality Lab ist die Kastenfrage in der modernen indischen Arbeitswelt ungelöst. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty analysiert, dass die wirtschaftlichen Ungleichheiten in Indien eng mit dem tief verwurzelten Kastensystem verbunden sind.
Studien belegen, dass Bewerber*innen aus unteren Kasten im Bewerbungsprozess diskriminiert werden und Dalits, die heute vermutlich mehr als die offiziellen 16 Prozent der Bevölkerung ausmachen, in gut bezahlten Jobs stark unterrepräsentiert sind. Selbst in Großstädten bleibt die Kaste ein unsichtbares, aber wirkungsvolles Kriterium, das sich in Vorstellungsgesprächen, Karrierechancen und sozialen Beziehungen zeigt.
Ein Umdenken ist daher dringend erforderlich. Diversitätsexpert*innen schlagen vor, Stellen explizit für marginalisierte Kasten zu öffnen und Quoten einzuführen. Dass Diversität auch wirtschaftliche Vorteile bringt, belegen Studien: Firmen, die kastenübergreifend rekrutieren, steigern langfristig ihren Marktwert. Ziel muss es einerseits sein, in die Diversitätsvorhaben der Unternehmen auch Kastendiskriminierung auszunehmen und zeitgleich bei Personen, die im Recruiting arbeiten über Kastendiskriminierung aufmerksam zu machen und diese Personen richtig zu schulen.
Mehr dazu hier: https://www.ft.com/content/b0a7eb5e-2f03-4855-81ea-3d8fd07e4b26