In seinem neuesten Buch zeigt der indische Intellektuelle Suraj Yengde eindrucksvoll, dass kastenspezifische Diskriminierung kein rein südasiatisches Problem ist. Vielmehr handelt es sich um ein globales System der Unterdrückung, das sich, historisch und gegenwärtig, in unterschiedlichsten Kontexten wiederfindet. Das momentan nur auf Englisch verfügbare Buch behandelt indische Vertragsarbeiter*innen in der Karibik des 19. Jahrhunderts bis hin zu heutigen Wanderarbeiter*innen im Nahen Osten oder migrantischen Gemeinschaften in Großbritannien und Südafrika. Yengde verfolgt dabei einen interdisziplinären Ansatz, der Geschichte, Ethnografie und Archivforschung verbindet und deutlich macht, wie Kolonialismus, Religion und Nationalismus zur weltweiten Verfestigung kastengeprägter Hierarchien beigetragen haben.
Yengde belässt es nicht bei der Analyse. Er fragt, warum sich Teile der südasiatischen Diaspora den anti-kastischen Kämpfen nicht anschließen, wo die Grenzen der Solidarität zwischen Dalit- und Schwarzer Bewegung liegen und was wir von historischen wie gegenwärtigen Bewegungen gegen das Kastensystem lernen können. Die Antwort ist ein kraftvoller Appell für einen „Dalit-Kosmopolitismus“, der sich nicht auf nationale Kontexte beschränkt, sondern globale Gerechtigkeit ins Zentrum rückt. Ein Buch, das Kasten als internationales Machtverhältnis sichtbar macht und das aufrüttelt.
Mehr zum Buch hier: https://www.hurstpublishers.com/book/caste/