Die indische Bürokratie zeigt sich oft hartherzig, doch was passiert, wenn sie beginnt, ganze Existenzen zu leugnen? In einem bewegenden Erfahrungsbericht schildert eine Dalit-Forscherin und Tochter einer ehemaligen Devadasi, wie ihr der indische Staat wiederholt den Reisepass verweigerte. Allein deshalb, weil sie den Namen ihres Vaters nicht angeben konnte. Ihre Mutter, als Kind einem Tempel geweiht und lebenslang stigmatisiert, hatte sie allein großgezogen. Doch für Beamt*innen war das nicht legitim genug: Lachen, Spott und Ablehnung waren die Antwort auf ihren Antrag, trotz gesetzlicher Grundlagen, die die Angabe des Vatersnamens nicht mehr verlangen.
Die Geschichte ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck systemischer Ausgrenzung von Dalit-Frauen und ihre Kindern, deren bloße Existenz oft als Anomalie behandelt wird. Trotz mehrerer Gesetze gegen das Devadasi-System und ihrer eigenen Mitwirkung an politischen Reformentwürfen blieb ihr der Zugang zu einem einfachen Dokument jahrelang verwehrt. Erst am 26. Mai 2025, nach Jahren des Kampfes, erhielt sie endlich ihren Pass, ein kleiner, aber bedeutender Sieg über das System.
Ihr Bericht wirft ein grelles Licht auf das Zusammenspiel von Kaste, Geschlecht und Bürokratie in Indien, und auf das Schweigen der Behörden. Doch sie bleibt nicht stehen: Mit einer eigenen Bildungsinitiative kämpft sie heute dafür, dass Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften sich nie wieder für ihre Herkunft rechtfertigen müssen. Ihr Engagement ist ein Appell an die indische Politik, und ein Akt tief empfundener Selbstbehauptung.
Mehr dazu hier: https://thewire.in/rights/how-the-system-denied-me-a-passport-because-i-am-a-devadasis-daughter